Reaktivierung Ederseebahn von Wega zum Edersee: Vorstudie wird in Kürze vorgestellt

Von: Funke, Christoph
Date: Fr., 12. Juli 2024 um 08:31 Uhr
Subject: AW: Anfrage bezüglich Potenzialabschätzung/Vorstudie Reaktivierung der Schienenstrecke Bad Wildungen-Wega – Hemfurth-Edersee (Staumauer)

Sehr geehrter Herr Müller,

für Ihre Anfrage danken wir Ihnen und bitten zugleich um Nachsicht für die verspätete Antwort darauf: Nach Rückmeldung aus unseren Fachbereichen und mit den in Kürze vorzustellenden Ergebnissen aus der Potenzialuntersuchung können wir Ihnen folgenden, aktuellen Sachstand auf Ihre Fragen zur Potenzialabschätzung der genannten Strecke übermitteln:

Zu Frage:

  1. Die Haltepunkte in Anraff, Bergheim und Lieschensruh wurden bei der Potenzialuntersuchung berücksichtigt. Die Ederseetalsperre könnte nur erreicht werden, wenn die Strecke in Richtung Edersee mit der RegioTram bedient würde und eine Neubaustrecke mit Steigungen von ca. 8-9% von Hemfurth zur Talsperre gebaut würde.
  2. Eine Elektrifizierung wurde nicht berücksichtigt, stattdessen wurde mit batterieelektrischen Fahrzeugen (BEMU-Fahrzeugen) gerechnet, die den Abschnitt Wabern – Bad Wildungen/Edersee mit Akkubetrieb fahren. Dieses Konzept ist für die Strecke ab Wabern wirtschaftlicher als eine Elektrifizierung.
  3. Es wurden zwei verschiedene Varianten untersucht:
    • Variante 1: Zweistundentakt verlängert ab Bad Wildungen bis zum Edersee.
    • Variante 2: Stundentakt mit Flügelung der Züge in Wega nach Bad Wildungen und zum Edersee.
  4. In Variante 2 sind umsteigefreie Verbindungen von Kassel zum Edersee und Bad Wildungen vorgesehen. Ein Anschluss Bad Wildungen -> Edersee ist in Variante 2 nicht möglich, da die Zugkreuzung in Fritzlar stattfindet.
  5. Verschiedene Optimierungen der Anschlüsse zu den Buslinien wurden untersucht:
    • Bei einer Reaktivierung der Ederseebahn wäre ein Rendevouz-Busknoten in Lieschenruh statt in Afforldern besser geeignet.
    • Verknüpfung Bus/Bahn in Lieschenruh (In der Netze) mit Buslinie Korbach – Waldeck – Lieschenruh – Bad Wildungen sowie mit Buslinie entlang der Randstraße bis nach Hemfurth.
    • Umstieg zur Peterskopfbahn wäre mit einem kurzen Fußweg über die Kraftwerksbrücke möglich.
  6. Eine Verlängerung des Bahnradwegs hat keine Auswirkungen auf eine Bewertung.
  7. Die Auswirkungen des touristische Nachfragepotenzials auf eine Nutzen/Kosten-Bewertung wurde vereinfacht über eine Sensitivitätsbetrachtung abgeschätzt. Hierbei wurde angenommen, dass an 30 Wochenenden pro Jahr täglich ca. 200 Fahrten im Ausflugsverkehr vom MIV verlagert werden können. Eine Differenzierung nach Nutzergruppen (Radtouristen, Wanderer, Fahrgäste Schifffahrt auf dem Edersee) wurde hierbei noch nicht vorgenommen.

Wir hoffen, Ihnen mit den vorliegenden Informationen weitergeholfen zu haben. Sollten Sie darüber hinaus noch Fragen oder Informationsbedarf haben, stehen wir Ihnen als NVV selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Funke

Leitung Infrastruktur | Nordhessischer VerkehrsVerbund (NVV)

——- Weitergeleitete Nachricht ——

Von: Hans Müller
Datum: Fr. 17. Mai 2024 um 00:24
Betreff: Anfrage bezüglich Potenzialabschätzung/Vorstudie Reaktivierung der Schienenstrecke Bad Wildungen-Wega – Hemfurth-Edersee (Staumauer)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des NVV,

Edertal ist stark vom touristischen Autoverkehr zum Edersee belastet. Bislang ist Edertal und die östliche Ederseeregion nicht an das Bahnnetz angeschlossen. Klimagerechte Verbindungen nach Kassel, das Rhein-Main-Gebiet und zahlreiche weitere Orte in Deutschland sind nicht nur für den Tourismus, sondern auch für den täglichen Weg zur Arbeit dringend nötig.

Aus diesem Grunde hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der Gemeindevertretung der Nationalparkgemeinde Edertal in der Sitzung der Gemeindevertretung am 15.07.2021 den Antrag „Zukünftig mit der Bahn zur Edertalsperre“ gestellt, siehe Anhang. Der Antrag wurde zur weiteren Beratung in den Haupt- und Finanzausschuss verwiesen.

Der Kreistag Waldeck-Frankenberg hat am 26.09.2022 einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FW und FDP beschlossen, der den Kreisausschuss beauftragt hat, sich bei Bund und Land für Investitionen in die Infrastruktur der Eisenbahnlinien einzusetzen, siehe Anhang.

Mittlerweile hat der NVV für die Bahnstrecke Wega – Hemfurth-Edersee eine Potenzialanalyse/Vorstudie beauftragt (siehe https://mobil.hessen.de/sites/mobil.hessen.de/files/2023-11/2023-11_%C3%9Cbersicht-Reaktivierung.pdf).

Wären Sie so freundlich, uns dazu folgende Fragen zu beantworten?

Wird bei der Potenzialabschätzung/Vorstudie auch das Potenzial

  1. von neuen Bahnstationen in Anraff, Bergheim, Lieschensruh und Edertalsperre (neben den vier bislang vorgesehenen Bahnstationen Wega, Giflitz, Affoldern und Hemfurth),
  2. einer durchgehenden Elektrifizierung von Wabern bis zur Edertalsperre,
  3. eines Einstundentaktes zwischen Kassel und Edertalsperre,
  4. von Umsteigezeiten in der Bahnstation Wega in alle Richtungen von maximal 7-10 Minuten,
  5. Umstiegen zur Regionalbahn 39, zu den  Buslinien 500, 503, 510, 514, 515 und der Peterskopfbahn an den entsprechenden Unterwegsbahnhöfen und an der künftigen Rendezvous-Bushaltestelle in Affoldern,
  6. der Verlängerung des Ederseebahnradwegs bis Wega (Streckenführung von Bergheim bis Wega parallel zur Bahntrasse) und
  7. von Fahrradmitnahmen aufgrund des Ederseebahnradwegs

untersucht?

Wenn nein, könnten Sie bitte auch die oben genannten Potenziale bei der Potenzialabschätzung/Vorstudie berücksichtigen?

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

Hans Müller
für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der Gemeindevertretung Edertal

210715 Antrag GRÜNE Gemeindevertretung Edertal – Zukünftig mit der Bahn zur Edertalsperre

220926 Beschluss Kreistag Wa-Fkb – Reaktivierung Obere Edertalbahn und Ederseebahn

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